Lehrveranstaltungsinformation Herbst 2017

 


Erläuterungen

Techniken des wiss. Arbeitens und Schreibens

MO 10-12

Die Übung richtet sich an Studienanfänger*innen und soll in grundlegende Techniken wissenschaftlichen Arbeitens und Schreibens einführen. Sie beginnt mit der allgemeinen Erfassung und Abgrenzung wissenschaftlicher Textsorten und behandelt dann das Thema der Anfertigung wissenschaftlicher Hausarbeiten. Hierbei werden nicht nur die formale Anlage und der Aufbau besprochen, sondern auch die verschiedensten Techniken wie das Bibliographieren, das Konspektieren, das Exzerpieren oder vor allem auch das sinnvolle Gliedern, das richtige (wörtliche und sinngemäße) Zitieren und das Nachweisen von Zitaten eingeübt. Neben Hinweisen zur Fehlerkorrektur und den Bewertungskriterien wiss. Hausarbeiten rundet ein kursorischer Überblick über unterschiedliche Methoden in den deutschsprachigen Literaturwissenschaften das Lehrveranstaltungsprogramm ab.
Prüfungsart: studienbegleitende Leistungen

Literarischer Wandel vom Realismus zur Frühen Moderne

MO 12-14

Das Seminar widmet sich zentralen Diskursen und ästhetischen Formen in Erzähltexten des Realismus (ca. 1850-1890) und der Frühen Moderne (ca. 1890-1930) unter den Aspekten paradigmatischen literarhistorischen Wandels. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf den Tendenzen der realistischen Literatur zur Grenzziehung, Normierung und Konsolidierung des Bürgerlichen einerseits, im Unterschied zu andererseits den Entgrenzungsdiskursen und der damit einhergehenden Infragestellung des bürgerlichen Werte- und Normensystems in der Frühen Moderne. Besondere Berücksichtigung finden die literarisch verhandelten Problemkonstellationen der Psychologie des Individuums und des Strebens nach ‚Selbstfindung’ sowie der Konzeptionen von ‚Norm’ und ‚Abweichung’ wie sie sich in den Darstellungen von Liebe/Sexualität/Ehe, von Verbrechen, von ‚Eigenem’ und ‚Fremdem’ (etwa im Exotismus der Moderne) und nicht zuletzt in den textuellen Konstruktionen von ‚Realität’ überhaupt konstituieren.

Texte: Theodor Storm: Immensee und Der Schimmelreiter; Theodor Fontane: Effi Briest und L’Adultera; Knut Hamsun: Pan; Arthur Schnitzler: Traumnovelle; Thomas Mann: Der Tod in Venedig.

Formen des Erzählens

MO 14-16

Die Herausbildung narrativer Modelle bzw. bestimmter Erzählformen ist an konkrete kulturelle Rahmenbedingungen gebunden und je in spezifischen Diskursformationen verortet. In einem kultursemiotischen Sinne fungieren diese daher wie alle medial überlieferten Produkte ästhetischer Kommunikation als kulturelle Speicher, die Aufschluss über Denken und Wissen der Kultur geben, die sie hervorgebracht hat. Die Veranstaltung widmet sich verschiedenen Formen des Erzählens und deren jeweiligen textuellen semantischen Funktionen im kulturellen Wandel. So ist nach einer Wiederholung zentraler Aspekte der narrativen Bedeutungskonstitution auf Histoire- und Discours-Ebene ein Überblick angestrebt, der ausgehend zunächst vom Strukturmodell des Höfischen Romans und der altnordischen Sagaliteratur über den barocken Schelmenroman, die aufklärungszeitliche Fabel und die goethezeitliche Bildungs-/Initiationsgeschichte Grundzüge einer Historischen Narratologie 1500-1800 vermittelt.

Literarische Bildung I

DI 10-12

An Beispielen unterschiedlicher Gattungen und Epochen werden methodische Grundlagen der literaturwissenschaftlichen Textanalyse und literarhistorischen Periodisierung gemeinsam erarbeitet. Zentrale Fragestellungen sind u.a.: Was ist Literatur? Wie konstituiert sich ‚Bedeutung’ in literarischen Texten? Inwiefern sind gattungsspezifische Merkmale und Konventionen dabei relevant? Wie vollzieht sich literarisch-ästhetischer Wandel und wie verhält sich dieser zu nicht-literarischen kulturellen Kontexten? Inwiefern vermittelt Literatur je epochentypische Modelle etwa von ‚Welt’, ‚Gesellschaft’, ‚Gender’, von anthropologischen und sonstigen Konzeptionen kulturellen Denkens und Wissens? Wie kommuniziert Literatur explizit oder implizit Normen und Werte und welche Strategien der Vermittlung kommen dabei zum Tragen?

Geschichte des internationalen Films: Das deutsche Nachkriegskino

DI 12-16

Diese 180 minütige (4 SWS) Veranstaltung richtet sich an Studierende und an interessierte Gasthörer*innen, die filmhistorisches und diskursgeschichtliches Wissen erwerben wollen. Im ersten Teil der Veranstaltung findet jeweils eine Filmsichtung statt, im zweiten Teil die gemeinsame Analyse – woraus sich die längere Veranstaltungsdauer begründet. Ziel der LV ist es, im Unterschied zur Einführung in die Medienanalyse, die vorrangig der Einführung in die ‚Filmsprache’ dient, einen kursorischen filmhistorischen Überblick im Kontext der jeweils relevanten kulturellen Diskursformationen zu vermitteln. In historisch-chronologischer Reihenfolge werden in diesem Semester Filme ab 1945 behandelt, die deutsche Selbstbilder im Sinne filmischer Konstrukte eines historischen, politischen, sozialen, lebensweltlichen und semantischen Raumes ‚(Bundesrepublik) Deutschland’ oder von behaupteten Charakteristika des ‚Deutschen’ (z.B. in Gestalt Sissis in Sissi, Old Shatterhands in Winnetou oder Freddys in Freddy und das Lied der Südsee) nach dem Nationalsozialismus konstituieren. Dabei werden Klassiker der Nachkriegszeit aus verschiedenen Genres wie Trümmerfilm, Heimatfilm, Historienfilm, Revuefilm, Krimi, Wirtschaftswunderfilm berücksichtigt. Im Mittelpunkt des Erkenntnisinteresses steht, unter welchen Bedingungen eine (verhaltene) kritische Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus in der Adenauer-Ära filmisch möglich war, wie andererseits NS-Ideologeme noch bis weit in die 1960er Jahre subtil narrativ tradiert wurden und welche neuen Diskurse darüber hinaus ab den 1950er Jahren auftraten (z.B. Exotismus, Jugendkultur, Wirtschaftswunder). Die Bereitschaft zur Übernahme von Kurzreferaten wird vorausgesetzt.

Filme u.a.: Die Mörder sind unter uns, Grün ist die Heide, Sissi, Wir Wunderkinder, Die Trapp-Familie in Amerika, Die Halbstarken, Freddy und das Lied der Südsee, Italienreise – Liebe inbegriffen, Bonjour Kathrin, So ein Millionär hat’s schwer, Winnetou, Der letzte Fußgänger, Der Frosch mit der Maske, Ohne Krimi geht die Mimi nie ins Bett.

Kultursemiotik und Imagologie

DO 12-16 / 14täglich 

Das Seminar führt an Beispielen aus unterschiedlichen Medien (Literatur, Film, Fotografie, Malerei, Popmusik) in grundlegende Aspekte der kultursemiotischen Analyse und der Imagologie mit einem Schwerpunkt auf der Raumsemiotik – also den sich zeichenhaft konstituierenden ‚Bildern’ von Räumen – ein. Dabei werden zentrale theoretisch-methodologische Lektüren mit deren raumsemiotischen Konzeptionen (z.B. ‚semantischer Raum’, ‚Heterotopie’, ‚Nicht-Ort’, ‚Third Space’) gemeinsam erarbeitet und für die Analysepraxis fruchtbar gemacht. Darüber hinaus sollen unter der imagologischen Perspektive Selbst- und Fremdbilder von Räumen des ‚Eigenen’ bzw. ‚Fremden’ vergleichend untersucht werden. Die Bereitschaft zur Übernahme von kürzeren Referaten wird vorausgesetzt.